Military notes for Dr. rer. pol. Hans Löwenstein
WWI Eisernes Kreuz 2. Klasse
Viezfeldwebel
Allgemeine Zeitung des Judenthums › 79 › Heft 33
Pub notes for Dr. rer. pol. Hans Löwenstein
Gedenktafel Jüdische Juristinnen und Juristen
Die Enthüllung der großformatigen Kupfertafel im Haus des Deutschen Richterbundes fand am 6.10.2010 durch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und den Vorsitzenden des Deutschen Richterbundes, Christoph Frank, in Anwesenheit u.a. der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, und des israelischen Botschafters Yoram Ben-Zeev, statt. Die Tafel ist in einer Nische gegenüber der Treppe im Erdgeschoss angebracht.
Adresse Mitte, Berlin, Kronenstraße 73-74
Liebe Leserinnen und Leser,
„Das Gedächtnis der Stadt“ heißt ein verdienstvolles Buch, das 1997 erschienen ist. Der Verfasser,
Holger Hübner, verzeichnete alle in Berlin angebrachten Gedenktafeln; damals mehr als 1.800. Heute
dürfte die Zahl um mindestens ein Drittel zu erhöhen sein. Erinnerung ist in unserer Stadt an vielen
Stellen lebendig.
Ein wichtiges neues Zeichen der Erinnerung ist eine große Tafel mitten in Berlin, allerdings nicht im
Stadtbild, sondern in einem Gebäude.
Von Dr. Leonhard Adam bis Alexander Zinnemann reicht eine lange Liste von Namen auf einer
Gedenktafel, die der Deutsche Richterbund am 6. Oktober eingeweiht hat. Es war eine würdige und
bewegende Gedenkstunde. Der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, Christoph Frank, und die
Bundesministerin der Justiz, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, sprachen aus diesem Anlass im
Hause des Deutschen Richterbundes in der Berliner Kronenstraße. Hier im Eingangsbereich ist die
neue Gedenktafel für die in der Zeit nach 1933 verfolgten jüdischen Richter und Staatsanwälte
angebracht. Die Initiatoren wollen damit „einen Ort schaffen, an dem ihrer gedacht wird. Wir wollen sie
damit dem Dunkel der Geschichte entreißen. Der Lichtkranz, der die Gedenktafel ständig beleuchtet,
soll dieses Anliegen versinnbildlichen.“
Den Initiatoren dieses späten Gedenkens – es ist spät, aber niemals zu spät - ist für ihre Initiative
zu danken, ist doch Erinnern, Nicht-Vergessen, auch ein wichtiges jüdisches Gebot, hebräisch:
Sachor – lo tischkach = Gedenke, vergiss nie!
Und zu denen, die nicht vergessen werden dürfen, gehören eben auch jene 698 jüdischen Menschen,
deren der Deutsche Richterbund gedachte. Es ist das Erinnern an die eigenen Kollegen. Damals, so
Frank, hat der Deutsche Richterbund geschwiegen, als jüdische Kolleginnen und Kollegen „verfolgt,
entrechtet und aus dem Amt getrieben wurden“.
Beeindruckend ist die lange Namensliste. Ich habe versucht, sie durchzulesen, von Anfang bis zum
Ende, doch sehr bald blieb ich an einem Namen „hängen“, weil ich ihn kannte: Dr. Luwig Dambitsch.
Noch immer gilt meines Wissens seine 1910 erschienene Arbeit „Die Verfassung des deutschen
Reichs“ als Standardwerk. Schon am 7. April 1933 war er als Landgerichtsrat aufgrund seiner
„nichtarischen Herkunft“ von den Nazis zwangspensioniert wurde.
Dass auch seiner nach so vielen Jahren mitten in der deutschen Hauptstadt gedacht wird, bedeutet
der Familie sehr viel, wie mir sein Enkel, der Berliner Rundfunkjournalist David Dambitsch, dem ich
von der Einweihung der Tafel berichtete, schrieb. Er sah sie sich sofort an. Noch gibt es wenige
andere, allerdings schon betagte Verwandte von Ludwig Dambitsch, die in den USA leben. Auch sie
wissen bereits von der Tafel in der Kronenstraße.
Das ist vielleicht wichtiger als eine zeitnahe, umfangreiche Presseberichterstattung über die aus
meiner Sicht so wichtige Gedenkveranstaltung.
Es ist zu hoffen, dass die neue Tafel – dieses Denkzeichen - Eingang in Reiseführer und
Veröffentlichungen über Orte der Erinnerung in Berlin finden wird. Sie sollte von vielen gesehen
werden.
Das eingangs erwähnte „Gedächtnis der Stadt“ wird im kommenden Jahr online gestellt werden. Ich
bin sicher, dass die Gedenktafel verzeichnet sein wird; der Autor Holger Hübner hat es mir zugesagt.
Hermann Simon
Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin –
Centrum Judaicum
https://www.gedenktafeln-in-berlin.de/gedenktafeln...-staatsanwaelte/2502